Was möchte ich als Tellington TTouch® Lehrerin erreichen?

Innige Begegnung Mensch Hund

Inhalt

Die Beziehung zwischen Mensch und Hund – das klingt so selbstverständlich. Aber oft sehe ich im Alltag etwas anderes: Menschen erwarten, dass Hunde einfach funktionieren. Sie fragen nicht, was der Hund wirklich braucht.

Ich erinnere mich an einen besonderen Moment: Ein ängstlicher Beagle aus der Versuchstierhaltung liegt ganz hinten im Raum. Er drückt seinen Rücken an die Wand und sucht Schutz bei seinem Menschen. Jedes Mal, wenn ich versuche, ihn mit sanften TTouch Berührungen zu erreichen, zuckt er kurz zusammen. Er zeigt Misstrauen und sagt damit: „Ich würde gern – aber ich kann noch nicht.“

Stunden später, am Ende des Seminars, stehe ich hinter einem Teilnehmer und zeige einen TTouch an der Schulter. Plötzlich steht der Beagle auf. Er läuft quer durch den Raum zu meiner Kollegin, legt sich hin und sieht sie an. Er wirkt offen, ruhig und bereit.
Meine Kollegin beginnt, ihn zu ttouchen. Der Hund bleibt. Er entspannt sich und lässt los.


Ich weiß noch genau, wie es sich anfühlte, diesen Moment zu sehen. Es war kein Erfolg für mich, sondern ein Neuanfang für ihn.

Solche Momente zeigen mir immer wieder, was ich wirklich bewirken will.

Ich möchte, dass Tiere sich sicher fühlen dürfen. Sie sollen nicht „funktionieren“ müssen. Stattdessen sollen wir sie mit ihrer Geschichte, ihren Ängsten und ihrem Tempo sehen. Ich will auch, dass Menschen lernen, genau das zu erkennen. Sie sollen genau hinschauen und zuhören – nicht nur mit den Ohren, sondern mit den Händen und mit dem Herzen.

Ich arbeite nicht, damit ein Hund besser „gehorcht“. Ich arbeite, damit ein Mensch seinen Hund besser versteht. So kann Vertrauen entstehen, wo vorher Unsicherheit war. Ein Tier soll sagen können: „Hier kann ich sein, so, wie ich bin.“

Was ich erreichen will, hängt wenig mit Technik zusammen. Es hat viel mit der eigenen Einstellung zu tun: die Bereitschaft, langsamer zu werden, weniger zu erwarten und mehr zu fühlen.

Den Blick auf das Positive lenken

Unser Gehirn ist darauf programmiert, Probleme zu sehen: Was nicht funktioniert, was schwierig ist. Deshalb frage ich oft zuerst: „Was liebst du an deinem Hund?“

Viele schauen dann überrascht. „Wie, was ich liebe? Ich dachte, wir reden über das Problem.“

Aber genau dort beginnt für mich die eigentliche Veränderung.

Eine lächelnde Frau begrüßt freundlich einen Hund

Linda Tellington-Jones lebt auf Hawaii. Dort gibt es ein Ritual: Pono und Pilikia. Zuerst benennt man das Gute. Dafür nimmt man sich Zeit. Für das Problem bleibt nur wenig Raum. Und oft verändert sich genau dadurch schon sehr viel.

Das ist etwas, das ich den Menschen mitgeben will – nicht nur für den Umgang mit ihren Hunden. Es gilt auch für Partner, Kinder und Kolleginnen und Kollegen.
Weg vom Blick auf die Fehler. Hin zu dem, was schon gut ist.

Veränderung bedeutet für mich nicht: Der Hund hört jetzt.
Veränderung bedeutet: Der Mensch sieht jetzt.
Er sieht den Hund. Seine Bedürfnisse. Seine Grenzen. Seinen Rhythmus.

Hunde im hektischen Alltag

Wir holen unsere Hunde in ein lautes, hektisches Leben. Dann erwarten wir, dass sie einfach mitlaufen. Sie sollen nicht auffallen. Sie sollen nicht stören oder anecken. Wenn es doch passiert, soll sofort ein Training helfen.
Viele Hunde haben Wochen, die vollgeplant sind: Agility, Hundeschule, Mantrailing, Dogdancing.
Aber kaum jemand fragt:
Möchtest du das eigentlich?
Oder brauchst du gerade etwas ganz anderes?

Tellington TTouch ist für mich genau deshalb so wertvoll.
Es fragt, statt vorzugeben.
Es schaut hin, statt zu beurteilen.
Es verlangt nichts, sondern begleitet.

Ich möchte, dass Menschen lernen, ihr Tier wirklich zu sehen.
Nicht, was es leisten kann – sondern was es gerade braucht.

Die Methode bekannt machen

Eine Tellington Lehrerin erklärt ein Tellington Körperband an einem Stoffhund

Mir war von Anfang an wichtig, nicht nur einzelnen Menschen und ihren Hunden zu helfen. Ich wollte auch, dass Tellington TTouch bekannter wird. Diese Methode verändert Beziehungen, bringt Ruhe und schafft Verständnis.

Im Jahr 2006, gleich nachdem ich meine Ausbildung zur Tellington-Lehrerin abgeschlossen hatte, wurde mir schnell klar: In der Pferdewelt kannten viele diese Methode. Aber bei Hunden war sie kaum bekannt. Auf Messen oder Veranstaltungen erlebte ich immer wieder das Gleiche: Wenn ich fragte „Haben Sie schon mal von Tellington TTouch gehört?“, bekam ich oft eine überraschte Antwort wie „Nee, kenne ich nicht“ oder „Das gibt es doch nur für Pferde, oder?“.

Dabei hatte ich schon früh gesehen, wie wertvoll Tellington TTouch gerade bei Hunden sein kann. Besonders hilft es bei Verhaltensproblemen, Angst oder Anspannung.

Also stand ich mit einem kleinen Stand auf Messen. Ich hielt kurze Vorträge und zeigte in praktischen Vorführungen, wie sanft und gleichzeitig wirkungsvoll diese Berührungen sind. Ich wollte, dass möglichst viele Menschen davon erfahren. Sie sollten ein Gefühl dafür bekommen, wie Tellington funktioniert und was es zwischen Mensch und Hund bewirken kann.

Mein Wunsch für Mensch und Hund

„Denken Sie daran, dass Kinder, Ehen, Blumengärten – und auch Tiere – die Art der Fürsorge widerspiegeln, die sie erhalten.“ (frei nach H. Jackson Brown Jr.)

Die Beziehung zwischen Mensch und Hund bedeutet für mich: Sie ist kein Projekt und kein Problem, sondern eine Partnerschaft. Wir sollen uns auf das konzentrieren, was gut ist. Was trägt. Was schon da ist.

Hunde verbringen viel Zeit damit, uns zu gefallen. Sie tun das, weil sie soziale Wesen sind. Weil sie uns mögen. Und wir? Wir sehen oft nur das, was noch nicht klappt.

Ich wünsche mir, dass Menschen umdenken. Weniger Druck, mehr Vertrauen. Weniger Kontrolle, mehr Beziehung. Dass sie mit einem anderen Blick nach Hause gehen – und vielleicht auch mit einem anderen Blick auf sich selbst.

Und aus einem Interview beim jährlichen Hundekongress:

„Mach deinen Hund glücklich – dann macht er dich glücklich.“ (Kate Kitchenham)