Fallgeschichte Krümel – Vom Misstrauen zur neuen Gelassenheit

Bildcollage mit 3 Border Collie- Mischlingen

Inhalt

Manchmal haben Tiere eine schwere Vergangenheit. Diese Erlebnisse prägen sie stark. Für Menschen, die sich später um diese Tiere kümmern, ist das oft eine Herausforderung. Das Tier beißt, knurrt oder ist ständig angespannt. Solches Verhalten kann Angst machen und überfordern. Doch es gibt auch eine Chance: Mit Geduld, Verständnis und den richtigen Methoden können wir große Veränderungen erreichen.

Krümel, ein Border-Collie-Spitz-Mix, war so ein Hund. Er war misstrauisch, schnell überfordert und immer wachsam. Heute, einige Monate später, ist er neugierig, lernt gerne und genießt sogar Berührungen. Was hat sich bei ihm verändert?

Wie alles begann: Krümels Start in ein neues Leben

Krümel kam mit nur sechs Wochen aus Polen nach Deutschland. In seinem ersten Zuhause setzten die Menschen viel Druck und Zwang ein. Das führte zu Problemen. Schließlich kam er zum Verein „Zwerge in Not“ und durfte in eine Pflegestelle ziehen.

Dort wurde schnell klar: Krümel hatte gelernt, Aggression als Schutz einzusetzen. Hände machten ihm Angst, die Leine verunsicherte ihn, Nähe fühlte sich für ihn bedrohlich an. Schon in den ersten Tagen kam es zu einem Biss. Gleichzeitig zeigte sich aber auch etwas anderes: Er knurrte immer, bevor er zubiss. Das war ein wichtiges Zeichen. Es zeigte, dass er kommunizieren wollte, anstatt einfach anzugreifen.

So habe ich mit Krümel gearbeitet

Ein roter Faden zog sich durch meine Arbeit: Krümel Sicherheit geben, das Tempo verlangsamen und ihm neue Erfahrungen ermöglichen.

Direkte Berührungen konnte er anfangs nicht zulassen. Stattdessen begannen wir mit Bodenarbeit im Tellington Lernparcours: langsam gehen über Stangen und Leitern, verschiedene Untergründe erkunden und auch das Labyrinth bewältigen. Das half Krümel, aufmerksam zu sein und Vertrauen in unsere gemeinsame Arbeit zu finden. Mit zwei bis vier Führpunkten am Hund lenkten wir sanft seinen Körper und verlangsamten sein hohes Tempo.

Ich setzte sanfte TTouches ein. Das heißt, ich berührte Krümel ohne Maulkorb und ohne Druck, nur dort, wo er es zuließ. Zuerst am Kopf, dann langsam Schritt für Schritt über seinen Körper. Wir machten immer wieder Pausen. Ich beobachtete genau, ob er die Berührungen aushielt oder ob es zu viel für ihn war.

Tellington Körperbänder setzte ich vorsichtig ein. Die ersten Versuche mit Körperbändern waren schwierig, weil sie zu nah und zu intensiv waren. Anstatt es zu erzwingen, haben wir einen Gang zurückgeschaltet. Wir konzentrierten uns darauf, positive Erfahrungen zu schaffen.

Ein Hund wir durch die Tellington TTouch Bodenarbeit geführt

Die Übungen fanden nicht nur in einem festen Raum statt. Ich integrierte sie in den Alltag. Wir übten zu Hause, in der Küche und im Salon. Überall konnte Krümel selbst entscheiden, ob er Nähe zuließ. So lernte er, Berührungen nicht mehr automatisch mit Gefahr zu verbinden.

Die Zusammenarbeit mit der Pflegestelle war entscheidend. Zwischen unseren Terminen setzte seine Pflegemama die Arbeit mit ihm fort. Das machte den Lernprozess gleichmäßig. Krümel konnte auch im Alltag kleine Fortschritte machen.

Es gab natürlich auch Rückschläge. Beim Kämmen brauchte er weiterhin einen Maulkorb und konnte sich stark aufregen. Aber genau dann zeigte sich, wie viel er schon gelernt hatte. Nach einer kurzen Pause kam er freundlich zurück und ließ sich ruhig am ganzen Körper berühren.

Krümels Entwicklung – von Dauerstress zu neuer Ruhe

Nach ca. 3  Monaten und 5 offiziellen TTouch-Sitzungen veränderte sich Krümels Ausdruck deutlich.

Die Leine war kein Thema mehr – er trug sie sogar gern im Maul.

Er bellte zwar noch bei anderen Hunden oder Menschen, aber er beruhigte sich viel schneller.

Früher waren Berührungen unmöglich, doch jetzt ließ er sie zu. Er schloss die Augen und atmete tief aus – das waren kleine, wertvolle Zeichen von Vertrauen.

Er suchte von sich aus Kontakt, kam vorbei und holte sich seine TTouches ab.

Das wichtigste Ergebnis war: Krümel fühlte sich wieder wohl in seinem Körper. Er reagierte nicht mehr auf jeden Reiz mit Abwehr. Stattdessen probierte er Neues aus, erlebte die Welt und lernte. Das steigerte seine Chance auf ein neues Zuhause enorm.

Was du aus Krümels Geschichte mitnehmen kannst

Aggression ist auch Kommunikation. Ein Hund, der knurrt oder schnappt, zeigt dir, dass er überfordert ist. Das ist ein Signal – und keine böse Absicht.

Arbeite langsam. Kleine Schritte, die dein Hund gut findet, sind besser als schnelle Erfolge, die nur auf dem Papier stehen.

Berührung hilft heilen. Sanfte und respektvolle Berührungen, die sogenannten TTouches, helfen deinem Hund, Nähe wieder positiv zu erleben.

Stärke auch dein eigenes Vertrauen. Wenn du verstehst, wie du deinem Hund Sicherheit gibst, wächst auch dein eigenes Selbstvertrauen.

Krümels Geschichte zeigt: Veränderung ist möglich, auch nach schlechten Erfahrungen. Du brauchst dafür nur Ruhe, Geduld und die richtigen Methoden.