Die 10 häufigsten Anfängerfehler beim Tellington TTouch®: So vermeidest du sie

Eine Frau zeigt Ihrem Hund Tellington TTouch in einem Buch

Inhalt

Du möchtest deinem Hund helfen. Vielleicht bei Angst, bei Unsicherheit oder einfach für mehr Ruhe und Vertrauen in eurem Alltag.

Du kennst Tellington TTouch vielleicht aus einem Buch von Linda Tellington-Jones oder einem Seminar. Motiviert legst du los, aber es funktioniert nicht. Dein Tier reagiert genervt oder zieht sich zurück. Das verunsichert dich und du fragst dich: Mache ich etwas falsch?

Genau da setzen wir an. Solche Reaktionen liegen oft nicht an deinem Tier, sondern an typischen Anfängerfehlern. Diese Fehler passieren leicht, aber du vermeidest sie auch wieder leicht. Ich zeige dir die zehn häufigsten Stolpersteine beim TTouch – ganz ehrlich und ohne Druck. Denn du musst nicht perfekt sein. Du musst nur für deinen Hund da sein.

Los geht’s.

1. Zack-zack statt langsam und rund

Wir sind es gewohnt, dass alles schnell und effizient abläuft. Diese Hektik ist ein Teil von uns. Genau das wird beim TTouch zu einem Problem, denn bei dieser Methode geht es nicht darum, schnell fertig zu werden. Es geht um die achtsame Berührung.

Ein typischer Anfängerfehler?
Man macht eine schnelle Bewegung, einen Kreis, und geht sofort zur nächsten Stelle weiter.

Der TTouch ist aber langsam, bewusst und achtsam.
Ein Kreis dauert ungefähr ein bis drei Sekunden. Das fühlt sich am Anfang vielleicht ungewohnt an, aber es ist genau richtig.

Tipp:
Mache einen Kreis ganz langsam an dir selbst und achte dabei auf deine Atmung. Viele Menschen halten unbewusst die Luft an, wenn sie sich konzentrieren. Dein Hund spürt diese Anspannung sofort.

Sei also langsam, atme und spüre die Berührung.
Dann kann dein Hund verstehen, was du tust, und sich entspannen.

2. Zu viel Druck – das Nervensystem braucht etwas anderes

Ein typischer Anfängerfehler ist zu viel Druck. Viele führen die Kreise zu fest aus. Sie drücken mit den Händen fest auf die Haut, um eine Verspannung zu lösen. TTouch ist aber keine Massage.

Die Methode arbeitet nicht mit der Muskulatur, sondern mit dem Nervensystem. Und das Nervensystem reagiert völlig anders. Es braucht sanften und bewussten Kontakt.

Das richtige Gefühl dafür braucht etwas Übung. Du spürst den Unterschied am besten, wenn du es selbst ausprobierst. Teste den Touch deshalb zuerst an dir selbst.

Einfacher Test:
Lege deine Finger ganz leicht auf deine Wangenknochen. Bewege die Haut in einem eineinviertel Kreis. Wenn du den Knochen darunter gerade noch spürst, ist das die Druckstärke 1. Diese Stärke reicht für den Anfang und oft auch später aus. Übertrage diesen federleichten Druck auf deinen Arm. Erinnere dich immer wieder an dieses Gefühl.

3. Den Atem anhalten

Wenn wir etwas Neues machen, uns konzentrieren oder alles richtig machen wollen, passiert fast immer das Gleiche: Wir halten unbewusst die Luft an.

Was passiert dann? Der Körper spannt sich an. Die Schultern gehen hoch, der Nacken wird fest und die Bewegungen verlieren ihre Weichheit. Das überträgt sich direkt auf deinen Hund.

Deswegen: Atme bewusst. Atme ein und atme wieder aus.

Wenn du dir unsicher bist, mache diese kleine Übung:
Lege eine Hand auf deine Brust und die andere auf deinen Bauch. Atme tief und langsam durch die Nase ein. Atme dann langsam durch den Mund aus.
Spüre, wie sich deine Hände bewegen. Wohin geht dein Atem? Was verändert sich in dir?
Diese einfache Beobachtung beeinflusst dein Nervensystem direkt. Sie aktiviert den Parasympathikus – das ist der Teil, der für Ruhe und Erholung sorgt. Wenn dein Körper zur Ruhe kommt, entspannt sich auch dein Hund.

Probiere es auch im Alltag:
Wenn dein Hund an der Leine zieht – wie ist deine Körperspannung? Hältst du dann auch den Atem an? Wahrscheinlich ja. Aber genau dann steuerst du dagegen.

Ich zeige diese Übung oft in Seminaren.
Und was passiert? Plötzlich wird es still.
Die Menschen beruhigen sich, die Hunde legen sich hin, seufzen und gähnen. Kein Zauber – nur Atmen.

4. Gleich ans Tier? Lieber nicht. Üb erst mal an dir selbst

Mit dem, was du gerade erst gelernt hast, an deinen Hund zu gehen, ist nicht immer die beste Idee.

Warum?
Weil du zu Anfang meistens unsicher bist. Du überlegst, wie rum der Kreis nochmal ging, wie viel Druck okay ist, und ob du das überhaupt richtig machst.
Und dein Hund? Der spürt das sofort. Hunde haben ein unglaubliches Gespür für unsere Stimmung.
Und nicht selten springt er auf, geht weg – und du denkst:
„Na toll. Der mag keinen TTouch.“
Dabei liegt’s nicht am Touch. Es liegt an deiner Ausstrahlung.

Ich sag in meinen Kursen oft:
„Manchmal kann man direkt die Gedankenblase überm Hundekopf sehen: ‚Üb erst mal, Frauchen – und komm dann wieder.’“

Also: Bevor du deinen Hund berührst – üb an dir selbst.
Mach die Kreise auf deinem Arm, deinem Bein, deiner Schulter. Spür, wie’s sich anfühlt. Werde sicherer. Dann bist du präsent, klar, ruhig – und genau das gibt deinem Hund die Sicherheit, die er braucht, um sich darauf einzulassen.

5. 3 Kreise an der selben Stelle-das ist nicht Tellington TTouch

Die konkrete Anweisung beim Tellington TTouch ist eigentlich ganz einfach:
Verschiebe die Haut in einem 1 ¼ Kreis um das gedachte Ziffernblatt einer Uhr. Dann gleite einen Fingerbreit weiter zur nächsten Stelle. Und dort machst du den nächsten Kreis. So entstehen kleine Berührungs-Einheiten, die sich wie Perlen auf einer Kette aneinanderreihen.

Warum das so oft schiefgeht? Keine Ahnung. Aber es passiert regelmäßig.
Viele bleiben an einer Stelle und machen gleich mehrere Kreise hintereinander. Das ist an sich nicht „falsch“ im Sinne von gefährlich – aber es ist nicht Tellington.

Denn: Die Methode basiert auf ganz bewussten Strukturen.

Empirisch gesammelte Daten z.B. EEG-Messungen beim Pferd zeigen: Wenn wir diese 1-¼-Kreise machen, mit genau dieser Gleitbewegung dazwischen, verändert sich was im Gehirn.
Die Aktivität verschiebt sich in Richtung Ruhe – aber nicht in Richtung „abschalten“, sondern in einen Zustand, der wach und gleichzeitig entspannt ist.
Es ist noch nicht wissenschaftlich untermauert, aber in der Praxis zeigen uns die Tiere immer wieder, wie effektiv die Arbeit mit Tellington TTouch ist.

Deshalb: Auch wenn es unsinnig scheint oder zu technisch klingt – vertraue der Struktur.
Sie ist ein Rahmen, in dem dein Hund zur Ruhe kommen kann – und du übrigens auch.

6. Von Punkt zu Punkt hüpfen? Das bringt Unruhe

Beim Tellington TTouch geht es um Fühlen und Verbindung.
Wenn Du bei jedem Touch neu ansetzt, die Hand abhebst und woanders weitermachst, entsteht keine fließende Bewegung.

Viele Menschen bemerken das nicht, weil sie sich auf die Kreisbewegung konzentrieren. Dein Hund spürt aber die Unruhe. Für ihn fühlt es sich nicht stimmig oder sicher an.
Genau dann passiert es oft: Der Hund steht auf, geht weg oder dreht den Kopf zur Seite. Das liegt nicht daran, dass Du etwas falsch machst, sondern weil die Verbindung fehlt.

Nutze deshalb das Gleiten.
Zwischen den einzelnen Touches gleitest Du einen Fingerbreit weiter und bleibst im Kontakt.
Das schafft eine klare Linie und gibt Orientierung – für Dich und für Deinen Hund
.

Probiere es bei Dir selbst aus.
Mache zwei oder drei Kreise auf Deinem Unterarm – mit Gleiten dazwischen. Dann mache die gleichen Kreise, aber setze jedes Mal neu an. Spüre den Unterschied:
Was fühlt sich ruhiger an? Was ist stimmiger?

Diese kleinen Unterschiede bewirken viel.
Dein Hund spürt sie sofort.

7. Nicht wirklich da – und der Hund merkt’s

Unser Gehirn ist ein Wunderwerk. Es plant, erinnert, analysiert und organisiert. Aber es denkt auch ständig an andere Dinge.
„Was esse ich heute?“, „Habe ich das Auto abgeschlossen?“ oder „Wollten wir nicht noch Urlaub buchen?“. Solche Gedanken laufen oft nebenbei ab – auch wenn wir gerade unseren Hund ttouchen.

Genau das ist das Problem:
Wenn Deine Gedanken woanders sind, spürt Dein Hund das.
Er fühlt dann nur halbherzige Berührungen und Deine Unruhe. Deshalb entspannt er sich nicht.

Mache es Dir deshalb leicht.
Lasse die Gedanken für einen Moment ziehen, so wie Wolken am Himmel.
Komme im Augenblick an.
Jetzt. Hier. Mit Deinem Hund.

Selbst wenn es nur für zwei Minuten ist – das ist vollkommen in Ordnung.

Ein guter Tipp lautet:
„Nutze diese Zeit mit Deinem Hund als kleine Auszeit für Dich.“
Denn Hunde leben bereits im Hier und Jetzt. Sie warten nur darauf, dass wir zu ihnen stoßen.

8. Achte auf die Körpersprache deines Hundes

Unsere Hunde sprechen mit uns. Nicht mit Worten, aber mit ihrem Körper.

Hunde kommunizieren ständig – auch beim TTouch.
Manchmal zeigen sie es ganz offensichtlich: Sie wenden sich ab, stehen auf oder gehen weg. Viel öfter ist ihre Körpersprache aber leise und fast unsichtbar. Gerade diese kleinen Signale sind besonders wertvoll.

Ein kurzes Lecken über die Lefzen. Ein Blinzeln. Die Ohren zucken leicht. Die Stirn legt sich in Falten.
Vielleicht verändert sich die Atmung oder der Blick erstarrt.
Das sind keine Zufälle, sondern Rückmeldungen deines Hundes.

Dein Hund sagt dir damit:
„Hier bin ich mir nicht sicher.“
Oder:
„Das ist mir unangenehm.“

Nimm genau diese Zeichen wahr und übergehe sie nicht.

Es geht nicht darum, sofort aufzuhören. Frage dich stattdessen:
Was verändere ich, damit es für meinen Hund besser wird?
Oft hilft schon weniger Druck, eine andere Stelle oder einfach eine kurze Pause.

Deshalb mein Rat:
Sei beim TTouch nicht nur mit der Hand aktiv, sondern auch mit deinen Augen.
Beobachte. Spüre hin. Bleibe neugierig.

9. Zu viel wollen – und zu schnell

Viele Menschen haben ein ziemlich klares Bild davon, was der Hund bitte alles nicht mehr tun soll.
„Du sollst nicht mehr an der Leine ziehen.“
„Du sollst nicht bellen.“
„Du sollst keine Angst mehr haben.“

Und natürlich steckt dahinter ein verständlicher Wunsch: Man will, dass es dem Hund besser geht. Dass der Alltag leichter wird, entspannter, harmonischer.
Aber dieses Denken in Verboten – in „das soll weg“ – bringt uns oft nicht weiter.

Viel hilfreicher ist es, sich zu fragen:
Wie soll es denn stattdessen aussehen?
Zum Beispiel:
Ein Hund, der entspannt an der Leine läuft.
Der andere Hunde ignorieren kann, statt sie anzubellen.
Der sich nicht mehr verkrampft, sondern durchatmen kann.

Wenn wir mit TTouch arbeiten, denken viele:
„Ich mach jetzt diese Berührungen – und dann verändert sich das Verhalten.“
Und ja – das kann passieren.
Manchmal gibt es wirklich Momente, in denen nach einer Touch-Sitzung plötzlich Ruhe einkehrt.
Aber in den meisten Fällen ist es wie überall im Leben:
Es ist ein Prozess. Eine Entwicklung. Eine gemeinsame Reise.

Was TTouch besonders gut kann:
Den Grundstress im Körper abbauen.
Wenn der Körper sich beruhigt, wenn Muskeln weich werden, Atmung tiefer wird – dann verändert sich auch das, was das Gehirn daraus macht.
Die inneren Signale ändern sich – und damit auch das Verhalten.

Manchmal sind das ganz kleine Schritte.
Ein Blick, der weicher wird. Ein Atemzug, der tiefer geht. Ein Moment, in dem dein Hund nicht reagiert, wo er früher explodiert wäre.

Und manchmal ist es ein echter Durchbruch.

Wichtig ist nur:
Erwarte nicht alles auf einmal.
Achte auf die kleinen Veränderungen. Die sind oft das, was wirklich zählt.

10. Keine Pause machen? Dann kann der Körper auch nichts lernen

Pausen sind nicht „nichts“.
Pausen sind Lernzeit.
Sie sind der Moment, in dem das Gehirn anfängt, das Erlebte zu sortieren, einzuordnen, zu verarbeiten.

Manchmal sind es winzige Pausen – nur ein Atemzug nach einem Touch, bevor du weitermachst. Und manchmal ist es eine ganze Sitzungspause: Heute nur ein paar Minuten – das reicht.

Denn: Die Länge einer Sitzung sagt nichts darüber aus, wie tief sie wirkt.
Der Körper lernt anders als wir Menschen das oft erwarten. Nicht durch endlose Wiederholungen. Sondern durch klare Impulse – und dann Raum. Raum zum Nachspüren.

Deshalb:
Fang ruhig mit kurzen Sitzungen an. Ein paar Minuten. Oder auch nur ein paar Berührungen zwischendurch, wenn es gerade passt.
Dein Hund liegt da, döst vor sich hin, du gehst vorbei, bleibst stehen, atmest aus, machst zwei, drei Touches – und gehst weiter.
Mehr braucht es oft gar nicht.

Und wenn dein Hund nach der Sitzung liegen bleibt, vielleicht sogar einschläft – perfekt.
Denn das Gehirn verarbeitet Reize besonders gut im Schlaf. Und das ist der Moment, in dem sich Verhalten wirklich verändern kann.

Also: Mach Pausen. Und trau ihnen etwas zu.
Sie sind kein Leerlauf. Sie sind Teil der Methode

Und jetzt? Tief durchatmen. Du machst das gut.

Diese Liste hier soll dir keine Angst machen.
Sie ist kein Katalog von Dingen, die du „falsch“ machst.
Sie ist eine Einladung – zum Beobachten, zum Ausprobieren, zum Lernen. Gemeinsam mit deinem Hund.

Bitte mach dir keinen Stress.
TTouch ist kein Wettbewerb. Es geht nicht darum, alles sofort perfekt zu machen.
Es geht darum, dich und deinen Hund kennenzulernen.
Euch Zeit zu geben. Raum. Neugier. Und kleine Schritte.

Manchmal ist ein einzelner, ruhiger Kreis mehr wert als zehn durchgearbeitete Minuten.
Manchmal ist ein Atemzug wichtiger als jede Technik.

Und bitte: Sei auch freundlich mit dir selbst.
Du darfst Fehler machen. Unsicher sein. Lachen. Aufhören und später weitermachen.
Dein Hund braucht keinen perfekten Menschen – sondern einen echten. Einen, der zuhört, hinfühlt und bereit ist, sich einzulassen.

Also: Ausatmen und einfach Anfangen.

Eine Tellington TTouch Lehrerin führt einen TTouch am Hund aus